Donnerstag, 28. März 2013

Emsradweg 2011



1. Etappe:
Hövelhof - Rheda-Wiedenbrück,
60 Kilometer

Fast am Startpunkt
Am Freitag, den 26. August ist es soweit. Ich mache mich auf den Weg nach Salzbergen, um Frank abzuholen. Unterwegs fange ich schon mal ein paar Impressionen ein, denn der Dunst zieht noch über die Felder und kündet von einem schönen Tag. Die Wetterprognose verheißt zumindest für heute wirklich schönes Wetter. Ich merke nach ein paar Kilometern, wie die Muskulatur immer geschmeidiger wird und Lust auf mehr macht.
Bei Frank angekommen, stärke ich mich mit einem Kaffee. Es ist die Zeit, wo die gesamte Familie langsam in den Alltagstrott einsteigt, denn in Niedersachsen sind die Sommerferien ja schon wieder vorbei. Unsere letzten Vorbereitungen, also das übliche Geplänkel (Gelaber) wird vom männlichen Teil der Familie Lohaus mit großer Aufmerksamkeit und Gelächter verfolgt.
Infozentrum an den Emsquellen
Beim Aufbruch werden wir von Franks zweitem Sohn begleitet, der auch zum Bahnhof muss.
Nach der Verabschiedung stehen wir am Gleis und warten auf unseren Zug.
Schließlich kommt er und die Fahrt gestaltet sich, wie gewohnt kurzweilig. Einen Makel hat die Angelegenheit allerdings: Wir haben einen Zwischenstopp in Bielefeld!
Frank ignoriert diese Tatsache aber nach bester Manier und lässt sich nichts anmerken- fast nichts!
Den letzten Streckenabschnitt nach Hövelhof fahren wir mit einer Regionalbahn, die allerdings auch ein Schienentaxi sein könnte, da wir mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zu keinem Zeitpunkt schneller als 60km/h fahren.
Am Ziel angekommen staunen wir über die bereits große Hitze, mit der wir es heute also zu tun kriegen sollen. Nun gut, verwöhnt worden sind wir in den letzten Jahren wahrlich nicht, warum also nicht mal heiß?
Nachdem wir uns orientiert haben, fahren wir zu den Emsquellen, die wir beide natürlich schon mindestens einmal gesehen haben, aber um diesen Radweg bis ins Emsland zu befahren, brauchen wir den angemessenen Startpunkt. Die Quellen selbst verheißen also nichts neues, wohl aber der offizielle Startpunkt des Emsradweges, an dem sich nun ein Infozentrum befindet. Selbstverständlich statten wir diesem einen Besuch ab.
Die Fahrt von den Quellen in Richtung Rietberg gestaltet sich kurzweilig. Frank und ich unterhalten uns über die landschaftliche Beschaffenheit der Senne, die doch sehr der Gegend um Gleesen ähnelt.
Wir passieren die Autobahn in der Nähe von Stukenbrock und radeln weiter. Auf Höhe Hövelhof fahren wir, nachdem wir die Bahnlinie die uns hierher führte passieren, zur noch sehr jungen Ems und machen Fotos von einem „Rinnsal“, welches dem Hemelter Bach ähnelt und in dem man höchstens Wassertreten kann. Dies ist also der Fluss, der in Ostfriesland die größten Kreuzfahrtschiffe aufnimmt. Das alles  erstaunt uns doch sehr.
Wir halten immer wieder an Stellen, wo die Ems unseren Weg direkt begleitet oder kreuzt.
Zur Mittagszeit erreichen wir das Steinhorster Becken, ein künstlich angelegtes Naturschutzgebiet des Delbrücker Landes. Das über 80 Hektar große Gebiet besteht hauptsächlich aus Wasserflächen und bietet vielen Wasservögeln einen Lebensraum. Wir umradeln das Gebiet ca. zur Hälfte in Form eines C.
Am unteren Ende angekommen machen wir im Café Brinkmeier eine ausgedehnte Mittagspause. Während ich irgendein gutbürgerliches Mittagsmahl verzehre, genießt Frank wieder einmal etwas besonderes, mir will nur leider nicht der Name des Gerichts einfallen.
Café Brinkmeier am "Steinhorster Becken"
Die Mittagssonne brennt, die Wespen werden immer unverschämter und so brechen wir auf. Wenn man den Magen voll hat, radelt es sich nicht so gut, das merken wir spätestens jetzt wieder einmal. Die nächsten Kilometer quälen sich so dahin und ab und zu steigen wir kurz ab.
Rietberg kommt in Sicht und wir halten an einer historischen Kapelle, in der gerade eine Führung stattfindet. Der Fahrer der

„Bimmelbahn“, der auf die „Touris“ wartet gibt uns ein paar Infos:
In Rietberg machen wir eine Rast und bewundern die exquisite städtische Wohnlage an der noch jungen Ems. Hinter dem Städtchen liegt der Emssee,  den man über einen Aussichtsturm hinter den Bäumen erblicken kann.
Der Nachmittag zieht so dahin und Rheda– Wiedenbrück wird erreicht. Hier fällt auf, dass wie bereits in Rietberg ein sich angrenzender Grüngürtel an der Stadt vorbeiführt, der zur Naherholung genutzt wird.
In Rheda suchen wir uns einen Getränkestützpunkt, um uns mit Erfrischungen zu versorgen. Ein Milchkaffee in der Altstadt rundet den Besuch ab und wir machen uns auf zu unserer heutigen Unterkunft, die etwas außerhalb der Stadt liegt: Der Landgasthof Albermann. Unterwegs entdecken wir dunkle Wolken am Himmel, die nichts Gutes verheißen. Als die Räder untergestellt sind und unsere Unterkunft bezogen ist, bricht das Unwetter los.
Frank liegt auf dem Bett und schläft bereits. Doch der Hunger lässt ihn nach kurzer Zeit erwachen. Wir speisen und gönnen uns dazu ein paar Bierchen und runden  so einen tollen Tag ab.

2. Etappe:
Rheda-Wiedenbrück - Greven
100 Kilometer
Am Samstag, 27. August haben wir die Königsetappe vor uns, die uns in ca. 100 km nach Greven führen soll.
Nach einem ausgiebigen Frühstück und dem Auschecken machen wir uns auf die Socken. Erst einmal wieder in Richtung Rheda und dann den Einstieg in die Tour finden. Ist gar nicht so einfach, ein paar Mal verfahren wir uns, bis es schließlich fluppt.
Um es vorwegzunehmen: Es ist wieder einmal ein Tour-Tag, der durch Regen geprägt ist. Häufiger kommen Schauer, die uns zwingen anzuhalten und uns gegen das Wetter zu schützen. Kurz vor Harsewinkel erwischt es uns richtig und wir halten unter dem Vordach eines Autohändlers, um uns mit einem Müsliriegel zu stärken.
Harsewinkel ist der Stammsitz der Firma Claas, die, wie wir erkennen können riesig zu sein scheint, was man allein schon an den Mitarbeiterparkplätzen ausmachen kann. Als wir diese passieren prasselt ein Schauer auf uns nieder, der es in sich hat. Da wir keinen Unterschlupf finden können, sind wir binnen einer halben Minuten völlig durchnässt, auch die Regenkleidung bietet jetzt keinen Schutz mehr. Doch komischerweise tut das der guten Stimmung keinen Abbruch. Nur Franks Anmerkungen: „Keine Sorge, schlimmer kann es nicht kommen!“ will ich jetzt nicht hören, denn es kommt noch schlimmer.
Aber da wir schon komplett durchnässt sind macht uns das nichts mehr aus und veranlasst Frank auf einer Brücke zu einem Filmbeitrag mit seiner neuen wasserdichten Kamera.
Eine Viertelstunde später erreichen wir eine Schutzhütte, wo wir uns erst einmal trocknen und uns stärken.

Zur Mittagszeit machen wir vor Warendorf eine Lokalität aus, die mit ihrem Namen schon Begehrlichkeiten weckt: „Herrlichkeit!“
O.K. runter vom Rad, Hunger, Durst, Ausspannen! Wir stellen die Räder ab und betreten das Lokal. Meine Kleidung am Leibe ist klamm und mich fröstelt etwas, jetzt nur nicht weich werden.
Unser Menü wird durch einen heißen Kaffee abgerundet, den Frank für uns aushandelt- Klasse!
Der Name ist Programm
Wir fahren durch Warendorf und bemerken zu unserem Erschrecken, dass wir in absehbarer Zeit wieder richtig nass werden. Es zieht eine Wetterfront vor uns auf, die beängstigend wirkt. Also links abbiegen und zu einem Einkaufszentrum, welches Unterschlupf bietet. Die dunklen Wolken ziehen mit einer unglaublichen Geschwindigkeit über uns weg und geben ihren nassen Inhalt preis; na Gott sei Dank stehen wir hier ganz gut. Zu uns gesellt sich ein, wie sich im Verlaufe des Gesprächs herausstellt, Österreicher, der hier in der Nähe auf einem Campingplatz Urlaub macht. Wir haben ein nettes Gespräch, und schließlich scheint das Unwetter vorbei zu sein und wir fahren weiter.
Hinter Warendorf wird es für mein Empfinden landschaftlich reizvoll. Hier ist es vergleichbar mit dem Emsland, wir fahren durch kleine Ortschaften wie Müssingen, Einen und Vechtrup.
Vor Telgte durchradeln wir die Emsauen, die zu den ökologisch wertvollen und landschaftlich beeindruckenden Naturschutzgebieten des Münsterlands zählen. Frank erzählt mir von Telgte als Wallfahrtsort.
In der Stadt überqueren wir die Ems an einer historischen Wassermühle und nähern uns so langsam dem Kreis Steinfurt, den wir dann mit dem Passieren der historischen Kanalüberführung bei Geldern erreichen.
In Telgte
So langsam neigt sich unsere Tagesetappe dem Ende zu und wir sind guter Dinge. Vor der Ankunft in Greven durchfahren wir noch den kleinen Ort Gimbte, wo wir auf der Emsbrücke uns den Verlauf des immer noch relativ kleinen Flusses anschauen, den wir seit gestern bereits fast 160 Kilometern begleitet haben.
Unser Hotel, der Hoeker Hof liegt zentral in Greven. Frank und ich
checken ein. Während sich mein Freund erst einmal aufs Bett haut, dusche ich und schalte die „Flimmerkiste“ ein, um mir die Bundesliga anzuschauen. Der mobile Akku, der während der Tagesetappen mein Handy während des Navigierens versorgt, hängt am Ladekabel. Der Abend kann also kommen.
An diesem Wochenende ist in Greven Kirmes und so ist auf den Straßen eine Menge los, als wir zum Essen gehen. Unsere Wahl fällt auf ein chinesisches Restaurant, in dem wir uns am Buffet selbst bedienen können.
So klingt der letzte Abend unserer Tour in gemütlicher Atmosphäre aus und wir freuen uns auf die morgige Abschlussetappe.


3. Etappe:
Greven - Salzbergen (Emsbüren)
50 (60) Kilometer
Am Sonntag, 28. August stärken wir uns bei einem leckeren Frühstück. Es ist immer wieder erstaunlich, welche Gesprächsinhalte mir im Nachhinein in Erinnerung sind. Während des Frühstücks ging es um eine neue Verordnung im Lebensmittel-/ Gastronomierecht (oder so ähnlich, sorry!), nach der man jetzt auch wachsweich gekochte Eier verzehren kann und nicht auf die steinhart gekochten zurückgreifen muss.
Der heutige Tag bildet den Abschluss und wir können heute mal ein wenig mehr bummeln.
Brücke bei Emsdetten
Im Norden von Greven biegen wir nach der Durchquerung der Hauptstraße nach rechts ab und fahren durch die Wentruper Berge (Waldgebiet). Nach ein paar Kilometern machen wir eine Pinkelpause. Nachdem wir unser Geschäft verrichtet haben überholen uns zwei, na ja nun sagen wir mal Seniorinnen oder besser Frauen reiferen Alters, die uns freundlich grüßen. Als wir weiterfahren stellen wir nach kurzer Zeit fest, dass die Damen eine Pause machen und zwar an einer 1200 Jahre alten frühmittelalterlichen Hofanlage, dem „Sachsenhof“. Dieses Mal grüßen wir sehr freundlich. Etwas weiter, in der Merschheide halten wir an, da uns ein Industrieschornstein auffällt, der allein und verlassen am Waldrand steht.
Rast
Auf der Emsbrücke in Hembergen werden wieder die obligatorischen Fotos geschossen, da überholen uns die Damen abermals mit einem sehr freundlichen Gruß. Wir sehen, dass sie am Dorfkrug an der Kirche ihre Räder abstellen und sich an einen der dort stehenden Tische setzen. Als wir vorüberfahren, erkennen wir, dass sie sich eine Stärkung in flüssiger, hochprozentiger Form einschenken und uns dazu einladen, was wir dankend und freundlich ablehnen und uns schnell „aus dem Staub machen“. Von Hembergen aus führt ein landwirtschaftlicher Weg nach Emsdetten, der zum Teil unbefestigt ist. Wir überholen eine ca. 10 köpfige Läufergruppe, die sich am Sonntagmorgen schon verausgabt.
Hinter Emsdetten nähern wir uns wieder der Ems an und queren sie schließlich über eine Fußgänger/ Radfahrerbrücke, die über komische Flaggen verfügt.
Im angrenzenden Waldhotel machen wir eine Rast bei einem leckeren Milchkaffee.
Nach relativ kurzer Zeit sind wir an der Bockholter Fähre, die der Emsbürener Emsfähre als Vorbild gedient haben dürfte.
In Elte machen wir eine kuriose Entdeckung: Eine Marienstatue in einer ausrangierten Telefonzelle!
Bockholter Fähre
Über Gellendorf erreichen wir schließlich Rheine. Die Ems passieren wir auf der Südbrücke, die eine Eisenbahnbrücke ist. Da es Mittagszeit ist und wir noch Zeit haben, fahren wir durch die entvölkerte Fußgängerzone und stärken uns in dem Restaurant mit den goldenen Bögen.
Den Weg nach Salzbergen schlagen wir später rechts der Ems ein, den Frank noch nie gefahren ist.
In Holsterfeld überqueren den Fluss abermals über die Brücke der B70 und fahren über Bentlage und den Holde zurück, um noch einmal am Hotel zur Ems in Salzbergen einen letzten, nun wehmütigen Blick auf unseren Heimatfluss zu werfen.
Bei Frank angekommen gibt´s einen großen Bahnhof. Meine Familie ist da und bei Kaffee und Kuchen lassen wir eine tolle Tour ausklingen. So müssen wir uns nicht, wie in den vergangenen Jahren, so abrupt verabschieden. 
Meine letzten Kilometer lege ich, wie so oft alleine zurück und in Gedanken gehe ich unsere diesjährige Tour noch einmal durch.
Für 2012 habe ich bereits eine Tour ausgewählt, die ich unbedingt mit Frank fahren möchte:
Vor Rheine
Den Ruhrtalradweg von der Quelle in Winterberg bis zur Einleitung in den Rhein, insgesamt 230 Kilometer.
In den vergangenen Ausgaben des Emsradlers habe ich bei den Ankündigungen der kommenden Tour immer falsch gelegen.
Das soll sich ändern!
Dies wird spätestens in der kommenden Ausgabe offensichtlich, in der in jedem Fall die Emsradler wieder unterwegs waren.

Tschüß





























 


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen