Kalkhoff Integrale i10-eine Bilanz

Kalkhoff Integrale i10 2017
Der Markt der elektrisch unterstützten Fahrräder boomt und verzeichnet jährlich Zuwachszahlen im zweistelligen Prozentbereich (2019: 1,36 Mio,+36%/Quelle: Bike Bild, Nr.2-2020, S.17). Der Marktanteil von E-Bikes am Gesamtmarkt lag 2019 bei 31,5%. Ich hatte von je her ein großes Interesse an der Thematik. Persönlich wollte ich mich damit (noch) nicht auseinandersetzen, befasste mich dann aber aufgrund einer Erkrankung doch damit. Im Frühjahr 2017 fasste ich die Anschaffung eines Pedelec, so die korrekte Bezeichnung der durch eigenes Pedalieren mit elektrischer Energie unterstützten Bikes ins Auge. Es sollte ein sogenanntes Trekkingbike werden, eine für meine Bedürfnisse sogenannte "eierlegende Wollmilchsau", die universell einsetzbar ist.

Die Entscheidung fiel recht kurzentschlossen auf das Kalkhoff, da mir sowohl die Optik, als auch die Ausstattung auf Anhieb zusagte. Am Freitag, 16. Juni 2017, genau einen Tag vor der Cliquenradtour konnte ich mein neues Rad abholen und es an den zwei folgenden Tagen gleich auf "Herz und Nieren" prüfen. Nach dieser Tour stand fest: Test bestanden!
MOTOR
Was mir speziell immer noch zusagt ist der kräftige Impulse Evo RS- Motor, der in der Spitze mit bis zu 80 Nm unterstützt. Die Unterstützungsmodi lauten: (Eco-Sport-Power-Ultra). Die Unterstützung des Motors läuft harmonisch, d.h. man hat nicht das Gefühl gefahren zu werden, sondern selbst "Herr des Geschehens" zu sein. Bei den täglichen Fahrten zur Arbeit, sowie den meisten Touren reichte mir fast immer der Eco-Modus, selbst bei leichten Steigungen. Darüber hinaus kann man die Unterstützungsstärke der einzelnen Modi selbst konfigurieren, ferner verfügt die Motorsteuererung über einen Shift Sensor, der bei Schaltvorgängen die Unterstützung für Bruchteile einer Sekunde unterbricht. Wenn einmal die volle "Power" von Nöten ist, wird sie prompt geliefert. Ich zog während der Römer-Lippe-Route meinen Freund mitsamt Rad und Gepäck eine ca. 15-20%ige Steigung hoch. Dennoch stand der Impulse-Motor in der berechtigten Kritik, weil er überdurchschnittlich häufig bei Kunden für (Total-) Ausfälle sorgte. Teilweise schon bei der ersten Ausfahrt, wie mir mein Fahrradhändler erzählte. Mir selbst ist ein Kunde bekannt, der in seinem Integrale 6 Motoren innerhalb von 18 Monaten verbaut bekam. Mittlerweile (seit 2020) wird der Motor nicht mehr produziert. Der Motor an meinem Integrale wurde bei KM 13.000 gewechselt, da er häufig ein mechanisches "Klacken" von sich gab.
AKKU
Der 612 Wh (Wattstunden) starke Akku war und ist für alle Touren-Vorhaben mehr als ausreichend dimensioniert. Abhängig von Reifendruck, Wind- und Temperaturbedingungen sowie Straßenbelag können mit vollem Gepäck (12-15kg) bei ⌀-Geschwindigkeiten um 18 km/h (Eco-Modus) durchaus Reichweiten um die 180 Kilometer erreicht werden. Bei Temperaturen im einstelligen Bereich und ⌀-Geschwindigkeiten von 20km/h und mehr ohne Gepäck lagen die Reichweiten um die 100 Kilometer (Eco-Modus). Der Akku selbst ist in den Rahmen integriert und seitlich ausklappbar. Nach 1,5-2 Jahren Betrieb, wobei in den Herbst- und Wintermonaten der Akku zum Laden immer herausgenommen wurde, litt die Mechanik schon ein wenig, d.h. der Akku hatte in der eingelegten Position ein gewisses Spiel. Dieses konnte durch das Anbringen von Distanzstreifen aus Gummi ausgeglichen werden. Darüber hinaus fuhr ich ab 2018 in der kühleren Jahreszeit mit einem Neoprenschutz  für den Akku.
SCHALTUNG
Das Integrale i10 verfügt über eine Shimano Deore Kettenschaltung mit 10 Gängen. Die Schalthebel sind klar gerastet. Herunterschalten kann man über den Rastpunkt hinaus mehrere Gänge gleichzeitig, hochschalten nur je einen. Sie verstellt sich während der Lebensdauer einer Kette (3000-5000 Kilometer) nicht.
SONSTIGE AUSSTATTUNG
Das Integrale verfügt über hydraulische Scheibenbremsen (SHIMANO Deore M6000), die das (durch Zusatzausstattung gut 30kg schwere) Rad sehr gut verzögern. Besonders bei Touren mit Gepäck kommt die volle Bremsleistung zum Tragen, das System kommt nicht an seine Grenzen. Die Vordergabel (RST Pulse Air) ist luftgefedert. Korrekt eingestellt verrichtet sie ihren Dienst sehr gut und mußte von mir noch nicht wieder eingestellt (Luft nachgefüllt) werden. Das Display verfügt über Bluetooth und einen Micro-USB-Anschluß, an dem beispielsweise das Smartphone über den Akku mit 0,5A geladen werden kann (reicht i.d.R. zum Erhaltungsladen). Alle Infos werden gut lesbar und übersichtlich dargestellt. Bei Dunkelheit wirft der eigens für das Integrale entwickelte Scheinwerfer   (CONCEPT EX Twin, 100 Lux, LED) einen sehr breiten und hellen Lichtteppich auf die Straße. Ich selbst habe noch keinen besseren Scheinwerfer genutzt! Den Gepäckträger (RACKTIME Systemgepäckträger Light, mit integriertem Rücklicht) kann man durchaus als etwas minimalistisch bezeichnet. Er verfügt nicht über eine sogenannte "Schnappe" und ist systembedingt mit dem Aluschutzblech verschraubt. Er darf mit max. 12kg belastet werden, weshalb ich vor mehrtägigen Radtouren immer vorsichtshalber mein Gepäck gewogen habe. Der Hinterbauständer sorgt auch mit Gepäck für sicheren Halt.
FAHREIGENSCHAFTEN
Das Kalkhoff hat aufgrund seiner Rahmengeometrie, der breiten Reifen (SCHWALBE Big Ben, 50-622) und des relativ hohen Gewichts recht gutmütige Fahreigenschaften. Lenkbewegungen werdengut umgesetzt, es gibt kein nervöses "Flattern" bei nervösen Lenkverhalten oder unbefestigtem Untergrund. Auch bei höheren Geschwindigkeiten bleibt das Fahrverhalten ruhig. 
FAZIT
Erst 1/4 der versprochenen Ladezyklen
Nach 3 Jahren und einer Laufeistung von über 19.000 Kilometern kann ich die Aussage treffen, dass ich mir das Rad wieder zulegen würde. Die Punkte, die kritikwürdig sind, habe ich hier beschrieben. Einen Punkt muß ich hier allerdings noch erwähnen: Die Kettenschaltung ist der wohl direkteste Antrieb mit den minimalsten Leistungsverlusten, den es gibt. Während eine gute Kette bei einem "normalen" Trekkingrad und guter Pflege auch schon einmal bis zu 8000 Kilometer halten kann, verkürzt sich die Lebensdauer bei einem Pedelec mit Mittelmotor schon um einiges. Während der Nutzung meines Rades wurden 4 Kettensätze inkl. Ritzelpaket gewechselt, was jeweils mit gut 150€ berechnet wurde. Vor dem Kauf interessierte ich mich für einen Antrieb mit Nabenschaltung und Riemen. Beim Kalkhoff Integrale bedeutete dies jedoch einen Aufpreis von etwa 700€, welcher mich damals abschreckte.

Am 8. Juli stand dann mein neues Bike auf dem Hof. Es ist ein Flyer Upstreet 4 mit Bosch CX- Motor der 4. Generation, 625Wh-Akku und Riemenantrieb. Ich werde berichten!

Am 13. August schließlich verließ das Integrale meinen Fahrradschuppen in Richtung Holland. Ich bin mir sicher, dass es bei Fred in wirklich guten Händen ist, da wir sofort einen „Draht“ zueinander fanden und er meine Leidenschaft für das Radfahren absolut teilt. 
Zwischendurch: Ergebnissicherung 1
& 2

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